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Zahlen und Fakten

„Der Trend ins Vegetarische ist unaufhaltsam. Vielleicht isst in 100 Jahren kein Mensch mehr Fleisch.” Helmut Maucher, ehemaliger Chef von Nestle.

„Bald jeder Dritte Vegetarier?” so war bereits 1997 der Bericht des „Iglo-Forum Perspektiven der Ernährung” überschrieben und fragt weiter: „Werden die Deutschen zur Jahrtausendwende ein Volk von Vegetariern sein?” Ganz so schnell ist es nun doch nicht gegangen, aber der Trend ist eindeutig, wie die folgenden Zahlen belegen.Der bereits in den letzten Jahren zu beobachtende Trend zur vegetarischen Ernährung hat sich nach dem 26.11.2000 – der Tag, an dem der erste BSE-Fall in der Bundesrepublik bekannt wurde – weiter verstärkt: So ernähren sich nach einer Umfrage im Auftrag des Magazins FOCUS bereits 15 % der Befragten ohne Fleisch und Wurst, 9 % essen keinen Fisch (Focus, Nr. 10, 5.3.2001). Eine Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes FORSA ergab die Zahl von mittlerweile 8 % Vegetariern, das sind absolut über 6 Millionen Menschen (FORSA, Umfrage im Auftrag des Fernsehsenders RTL vom 25.1.2001). Diese Zahl wird durch die Umfrage im Auftrag des Magazins STERN, die bereits im November 2000 durchgeführt wurde, gestützt: Danach leben 7,7 % der Befragten vegetarisch (STERN, Nr. 48, 23.11.2000). Auch eine weitere aktuelle Befragung bestätigt mit 7,3 % vegetarisch lebender Menschen in etwa diesen Anteil (Hannoversche Neue Presse Nr. 28, 28.2.2003). Nach einer eigenen Berechnung des Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. werden in der Bundesrepublik im Durchschnitt jede Woche etwa 4000 Menschen zu Vegetariern (VEBU, Okt. 2001).

Zum Vergleich: Nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg ernährten sich 1983 nur etwa 0,6 % der Bevölkerung vegetarisch. Die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen hat sich also in knapp 20 Jahren weit mehr als verzehnfacht.

Eine Umfrage des Institutes Allensbach zeigt eine noch nie dagewesene Bereitschaft zur Änderung der eigenen Ernährungsweise auf: Zwei Drittel der über 2000 Befragten gaben an, ihre Essgewohnheiten geändert zu haben. 24 %, also jeder Vierte, essen nach dieser Erhebung überhaupt kein Rindfleisch mehr, 34 % haben ihren Verzehr deutlich eingeschränkt. Auf die Frage, ob sie sich durch den „Rinder-wahnsinn” gefährdet fühlen, antwortete fast jeder Zweite mit „Ja” (Rheinische Post, 20.1.2001).

Bei aller Vorsicht gegenüber den Ergebnissen von Umfragen zeigt sich hier doch eine massive Erschütterung des Glaubens an das Fleisch als „ein Stück Lebenskraft”.

Gestützt wird die in unserer Gesellschaft zu beobachtende schrittweise Distanzierung von Fleisch durch eine weitere Erhebung des Allensbacher Institutes. Auf die Frage „Was bedeutet gesundes Essen für Sie?” antworteten bereits 26 % „Weniger oder kein Fleisch essen”. Weiter wurde „Viele frische Zutaten, Gemüse, Kräuter” und „Mit vielen natürlichen Vitaminen” genannt, „Fleisch Essen” tauchte als Kategorie im Hinblick auf die Fragestellung überhaupt nicht auf (Allensbach 2001).

„Die Suche nach Alternativen zum Rindfleisch wird nicht nur eine kurzfristige Zeitgeist-Erscheinung sein, davon ist auch Angelika Michel-Drees von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) überzeugt. Viele Menschen hätten ihr Verhalten schon geändert, die Zahl der Vegetarier dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen” (Münsterländische Tageszeitung, 4.1.01).

Interessant ist auch eine weitere Erhebung des Institutes FORSA im Auftrag der WOCHE: Die Frage „Wie viel Vertrauen haben Sie in …” zeigt eine Stafette des Vertrauensverlustes von Huhn (31 % „geringes Vertrauen”, 4 % „kein Vertrauen” ) über Schweinefleisch (35 % „geringes Vertrauen”, 7 % „kein Vertrauen”) bis zum Rindfleisch (50 % „kein Vertrauen”, 26 % „geringes Vertrauen”) auf. Sehr gut schnitten dagegen die klassischen vegetarischen Produkte wie Obst (1 % „kein Vertrauen”, 14 % „geringes Vertrauen”), Gemüse (1 % „kein Vertrauen”, 14 % „geringes Vertrauen”) und Brot (1 % „kein Vertrauen”, 11 % „geringes Vertrauen”) ab (Die Woche, 19.1.2001).

Die Untersuchung belegt, dass tierische Produkte mit massiven Vertrauensdefiziten zu kämpfen haben und dass vegetarische Produkte dagegen ein überdurchschnittlich hohes Vertrauen genießen.

Gestützt wird diese Tendenz weiterhin durch eine bereits 1997 veröffentlichte Befragung. Die Frage „Bei welchen Lebensmitteln fühlen Sie sich verunsichert?” ergab 82,5 % beim Fleisch, beim Obst und Gemüse dagegen nur 13,7 bzw. 15,8 % (aid-Special: Ernährungsverhalten heute: Die Verbraucher sind verunsichert, 1997).

Der starke Trend zur vegetarischen bzw. fleischarmen Ernährung bei den jüngeren Menschen wurde auch durch die Shell-Studie „Jugend ’97” (2102 Befragte im Alter von 13 -14 Jahren) belegt. Der Anteil derer, die sich fleischarm ernähren wollen, stieg von 30 % (1991) auf 36 % (1997). Bei den befragten weiblichen Personen lag die Zahl der „Fleischarmen” sogar bei 52 % (12. Shell-Jugendstudie „Jugend ’97”).

Laut einer Erhebung des „Projekt Ökologisches Lernen und Handeln” (Hamburg, Aug. 1998) isst bereits jeder 5. Jugendliche nur noch einmal in der Woche oder seltener Fleisch. Für fast die Hälfte der Jugendlichen (48 %) ist Fleisch kein alltägliches Nahrungsmittel mehr, sondern wird nur noch einige Male in der Woche gegessen.

Eine Befragung von mehr als 2000 Kindern und Jugendlichen im Auftrag der Zeitschrift ELTERN ergab, dass in 41,6 % der Familien „viel weniger Fleisch als früher” und in 11,9 % der Familien „überhaupt kein Fleisch mehr” gegessen wird (Eltern, Mai 2001).

Auch bei der Studentenschaft spiegelt sich der allgemeine Trend wieder. So entscheiden sich in den Hamburger Mensen 17 % der Studierenden für das vegetarische Angebot, also bereits fast jeder Fünfte (TAZ-Hamburg, 18.11.1999).

Der Blick in die Statistik zeigt in den letzten Jahren eine geringfügige Verlagerung vom „roten” (Schwein, Rind) zum „weißen” Fleisch (Huhn, Pute, etc.) und insgesamt eine Abnahme des Fleischverzehrs seit 1988 auf. Wurden 1988 noch 69,7 kg pro Person und Jahr gegessen, so waren es 2002 nur noch 59,7 kg, also ein Rückgang bei allen Fleischarten um etwa 15 %. Dieser generelle Trend wurde nur 1994 und 1998/99 von einem vorübergehenden Anstieg des Fleischkonsums unterbrochen (Zahlen nach CMA und ZMP).

Zwei Untersuchungen aus dem Jahre 1994 zeigen den Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Fleischkonsum auf. Generell lässt sich sagen, dass mit höherer Bildung ein verringerter Fleischkonsum einhergeht (NRZ, 15.01.1994, Tierschutz-Nachrichten, 5/94).

Die bereits genannte Erhebung von FORSA aus dem Januar 2001 zeigt die geschlechtsspezifischen Unterschiede auf: 13 % weiblichen Vegetarierinnen stehen 3 % männliche Vegetarier gegenüber. Nach Aussage des Robert Koch-Institutes leben sogar 16 % der 18-24-jährigen Frauen ausschließlich oder teilweise vegetarisch („Was essen wir heute?” Robert Koch-Institut, 2002).

Schließlich sei die Erhebung des Magazins „Küche” genannt, nach der von 1000 befragten Abonnenten der Fachzeitschrift 60 % „Vegetarische Küche” als den „Esstrend 2002” ansehen. Nur „Fingerfood/Snacking” lag mit 73 % vor der vegetarischen Ernährung (Mehrfachnennung war möglich, Küche, 1/2002).

Fazit

Die Zahlen zeigen einen deutlichen Rückgang des Fleischverzehrs in den letzten 14 Jahren sowie eine stark zunehmende Akzeptanz der vegetarischen bzw. fleischarmen Ernährung auf. Trendsetter sind tendenziell junge Menschen, Frauen und Menschen mit einem höheren Bildungsstand.

„Bald jeder Dritte Vegetarier?”: Vieles spricht dafür, dass die Prognose des „Iglo-Forums Perspektiven der Ernährung” von 1997 bald Wirklichkeit werden könnte. Das Tempo der Veränderungen sowie der massive Vertrauensverlust in die tierischen Produkte sprechen jedenfalls dafür.

Abschließend ein Blick nach England:
Nach Angaben der „Vegetarian Society” werden in Großbritannien im Durchschnitt jede Woche 5000 Menschen zu Vegetariern. Steve Collor, Sprecher der Gesellschaft: „Bei der derzeitigen Wachstumsrate werden die meisten Menschen in diesem Land bis zum Jahr 2030 Vegetarier sein” (Welt am Sonntag, 19.10.1997). Starker Trend: laut dem Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. werden jede Woche 4000 Menschen zu Vegetariern.

Zahlen und Fakten aus dem Ausland www.european-vegetarian.org/lang/en/info/howmany.php

Stand August 2004, © Infos vom Vegetarier-Bund Deutschlands e.V.

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Fleischkonsum und seine Folgen – Ernährungsentscheidung und Interessenlagen
Nach der statistischen Erhebung im Rahmen einer Shell-Jugendstudie wiesen junge Leute im Alter von 12-24 Jahre neben ihrer Ernährungsentscheidung die nachfolgenden Unterschiede in Einstellungen, Interessenlagen und Erlebensweisen auf. Mehr…

Fleischproduktion 2004 auf Rekordniveau
(03.03.05) Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Jahr 2004 insgesamt 6,6 Mill. Tonnen (t) Fleisch aus gewerblichen Schlachtungen erzeugt. Nur 1991 war die Fleischproduktion aufgrund des Abbaus der Bestände in der ehemaligen DDR höher gewesen. Schweineschlachtungen: 46,5 Mill. Tiere – Rinder- und Kälberschlachtungen: 4,1 Mill. Tiere (die größten Zuwächse bei den Schlachtungen waren bei Kälbern zu beobachten) – ermordetes Geflügel wird nicht in „Mill. Tiere“ gemessen, sondern in Tonnen: 1,0 Millionen TONNEN Geflügelfleisch.

Wie viel Fleisch wird 2004 weltweit konsumiert:
Geflügel 12.2, Schwein 15.4, Rind 9.7, Schaf/Ziege 2, Anderes 0.7 (alle Zahlen für 2004 in Millionen Tonnen geschätzte Zahlen). Insgesamt sind das 40.000.000 Tonnen tote Tiere. Mehr… Bis 2015 rechnet die Welternährungsorganisation FAO mit einer jährlichen Zunahme des Fleischverbrauchs um 2 Prozent. Mehr…

Übersicht des Fleischkonsums und der Zahlen von Vegetariern in den europäischen Ländern.