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Ist das gesund?

Viele Menschen stehen einer vegetarischen Ernährung positiv gegenüber, haben aber gesundheitliche Bedenken. Dabei sollte man sich grundsätzlich die Frage stellen: „Sind die Menschen zum Fleischessen geboren?

Die Eiweißfrage

Alle Eiweiße, gleich ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, setzen sich aus etwas mehr als zwanzig verschiedenen Aminosäuren zusammen. Acht davon kann der menschliche Organismus nicht selbst herstellen, sie müssen daher mit der Nahrung zugeführt werden. Diese acht „essentiellen“ Aminosäuren sind alle in Pflanzen enthalten, allerdings in unterschiedlichen Mengen. Würden wir uns immer nur von einer einzigen Pflanze ernähren, würden wir von einigen Aminosäuren zu wenig und von anderen mehr als genug zu uns nehmen. Kombinieren wir verschiedene Pflanzen miteinander, z.B. Gemüse und Getreide, nehmen wir alle Bausteine für den Aufbau des körpereigenen Eiweißes zu uns. Milch und Milchprodukte enthalten alle acht Aminosäuren, bieten also vollwertiges Eiweiß. Laut Prof. Wendt („Gesund durch den Abbau von Eiweißüberschüssen“) lagert sich das tierische Eiweiß jedoch in den Blutgefäßen und im Zwischengewebe ab und verhindert so den Durchtritt der Vitalstoffe in die Organe, Muskeln, Knochen, Gelenke und Haut. Das tierische Eiweiß wird auch mit der starken Zunahme von Allergien und Hautkrankheiten, wie z.B. Neurodermitis in Verbindung gebracht. Einige Pflanzen, wie z.B. die Sojabohne und die Avocado, enthalten ebenfalls alle essentiellen Aminosäuren. Vegetarier nehmen zwar weniger Eiweiß zu sich als Fleischesser, doch ist gerade das ein wichtiger Grund für die gesundheitlichen Vorteile einer vegetarischen Ernährung.

Die Eiweißversorgung stellt bei einer vegetarischen Ernährung kein Problem dar.

Vitaminen und Mineralien

Vegetarier essen bedeutend mehr Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse, Samen und Sprossen als Fleischesser. In diesen Lebensmitteln sind alle notwendigen Vitamine und Mineralien enthalten. Eine kleine, beispielhafte Aufstellung soll dies verdeutlichen.

Vitamin Vorkommen u.a. in folgenden Lebensmitteln
A Mohrrüben, Spinat, Aprikosen, Grünkohl, Tomaten
B1 Getreidesprossen, Vollkornbrot, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Reis
B2 Vollkornprodukte, Brokkoli, Erbsen, Rosenkohl, Spinat
B6 Bananen, Blumenkohl, Avocado, Kartoffeln, Vollkornprodukte
B12 Sonderstatus: Bei diesem Vitamin gehen die wissenschaftlichen Aussagen und Erfahrungen weit auseinander. Fest steht: B12 (Cyanocobalamin) kommt in Milch und Milchprodukten in erheblichen Mengen vor, für Lacto-VegetarierInnen ist es also immer ausreichend vorhanden. Anders bei der veganen Ernährung: Ob Produkte wie milchsauer vergorenes Gemüse, z.B. Sauerkraut, Alfalfa-Sprossen, Miso-Produkte, Tempeh sowie Algen für den Körper verwertbares B12 in ausreichenden Mengen enthalten, ist wissenschaftlich sehr umstritten. Der Körper braucht nur eine sehr kleine Menge B12 und ein evtl. Mangel tritt erst nach Jahren auf. Die Folgen, wie z.B. neurologische Schädigungen, können aber erheblich sein. Der Vegetarierbund rät daher sicherheitshalber, bei veganer Ernährung eine B12-Supplementierung vorbeugend zu erwägen. Vor allem in Schwangerschaft und Stillzeit ist es mit veganen Kostformen, lt. Prof. Dr. Leitzmann, nicht möglich, den Cyanocobalamin-Bedarf von Mutter und Kind ohne Supplementierung (z.B. durch Tropfen) zu decken!
Folsäure Weizenvollkornbrot, Sojabohnen, Endiviensalat, Rosenkohl, Spinat
C Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Paprika, Kiwi
D Pilze, Käse, Butter. Unter Einwirkung von Sonnenlicht ist der Körper in der Lage, Vitamin D selbst zu produzieren.
E Avocado, Nüsse, pflanzliche Öle, Haferflocken, Reis
Mineralien Vorkommen u.a. in folgenden Lebensmitteln
Kalzium Sesam, Nüsse, Grünkohl, Petersilie, Spinat, Sojabohnen
Eisen Rote Beete, dicke Bohnen, Vollkornprodukte, getrocknete Aprikosen, Sonnenblumenkerne. Hinweis: Schwarzer Tee und Kaffee verringern die Eisenaufnahme um 40 – 50 %, dagegen fördert Vitamin C die Eisenresorption.
Magnesium Hirse, Kakao, Weizenkeime, Rosinen, Vollkornprodukte
Kalium Sojabohnen, Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Nüsse, Avocado, Pfirsich

Vegan oder vegetarisch?

Die unglaubliche Reichhaltigkeit und Vielfalt der pflanzlichen Lebensmittel bietet auch den vegan lebenden Menschen eine sehr abwechslungsreiche Ernährungsform. Gründe für die vegane Lebensweise sind vor allem gesundheitliche und ethische Überlegungen. Immer mehr Menschen leiden unter Hautkrankheiten, Allergien und rheumatischen Beschwerden. Dies alles sind Stoffwechselkrankheiten, die häufig durch (zuviel) tierisches Eiweiß verursacht werden. Nicht nur Fleisch, auch Milch, Käse, Quark etc. enthalten sehr viel tierisches Eiweiß. Entgegen einer noch immer weit verbreiteten Fehlinformation ist der reichliche Konsum von Milch bzw. Milchprodukten kein Beitrag zur sicheren Deckung des Kalziumbedarfs und damit zur Vorbeugung gegen Osteoporose. Milch enthält zwar viel Kalzium, welches jedoch durch den gleichzeitig hohen Phosphat- und Eiweißgehalt zum großen Teil nicht resorbiert werden kann bzw. wieder ausgeschieden wird. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Osteoporose gerade in den Ländern sehr verbreitet ist, in denen der Konsum von tierischem Eiweiß besonders hoch ist. Menschen, die sich aus ethischen Gründen vegan ernähren, möchten ganz ausschließen, dass für ihre Ernährung ein Tier leiden und sterben muss. Ethisch begründende VeganerInnen weisen darauf hin, dass auch für die Milcherzeugung Tiere gehalten und getötet werden. Sicherlich ist die vegane Ernährung unter ethischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten die optimale Ernährungsform. Die meisten VeganerInnen haben zuvor mehrere Jahre (ovo-) lacto- vegetarisch gelebt (z.T. mehr als 10 Jahre), bevor sie ihre Ernährung auf eine rein pflanzliche Kost umgestellt haben. Wir empfehlen Ihnen, sich erst einmal mit dem vielen Neuen das die vegetarische Ernährung bietet, zu beschäftigen. Der Schritt zu einer (teilweise) veganen Ernährung folgt bei vielen VegetarierInnen nach und nach.

Die Bedeutung der Faserstoffe

Faserstoffe kommen nur in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Sie nehmen wie kleine Schwämme Flüssigkeit auf und vergrößern dadurch den Darminhalt. Die Darmpassage wird beschleunigt, wodurch Schadstoffe kürzer auf die Darmwand einwirken können. Zu Beginn unseres Jahrhunderts wurden noch 44 g Faserstoffe pro Tag gegessen, zur Zeit liegt der Verbrauch bei 23 g. Die Folge ist eine Zunahme von Stoffwechselkrankheiten, Erkrankungen des Verdauungstraktes sowie von Darmkrebs. Durch den erhöhten Verzehr pflanzlicher Lebensmittel leiden Vegetarier wesentlich seltener unter diesen Krankheiten. Insbesondere Darmkrebs kommt fast gar nicht vor.

Einige grundsätzliche Empfehlungen

Es ist nicht kompliziert, gesund und gut zu essen. Es ist auch nicht notwendig, Mikrogramm- und Milligrammwerte von Mineralien und Vitaminen abzuwiegen. Sie sollten nur einige Grundsätze beachten: Jede Nahrung ist um so vitalstoffreicher, je naturbelassener sie ist. Es ist also wesentlich gesünder, Vollkornbrot statt Weißmehlbrot; ungeschälten Reis statt weißen Reis, und rohes Obst und Gemüse statt gekochtem zu verwenden. Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau enthalten deutlich mehr Vitamine und Mineralstoffe und gleichzeitig wesentlich weniger Schadstoffe als Produkte aus konventionellem Anbau. Sie sind zwar etwas teurer, doch werden Sie durch das Weglassen von Fleisch Geld einsparen, so dass sich der Einkauf im Naturkostladen nicht negativ auf Ihre Haushaltskasse auswirken wird. Essen Sie abwechslungsreich und essen Sie nichts, was Ihnen nicht schmeckt. Sie müssen sich zu nichts zwingen. Sie haben unendlich viele Alternativen.

Diese Informationen wurden zur Verfügung gestellt von: Vegetarische Initiative e.V. Vielen Dank.