Kategorien

Archiv

Ältere lose Links und Texte

  • Politik
    • Vegetarier geht für die PDS ins Rennen

  • Unglaubliches
    • «Little Tyke», (extern) eine vegetarische Löwin. Eine wundersame und fast unglaubliche, aber wahre Geschichte.


Enquete-Kommision (Untersuchungs-Kommision des Deutschen Bundestages zum Schutz der Erdatmosphäre)
Durch die Senkung des Fleischkonsums auf ein auch der Gesundheit förderliches Mass könnten ein viertel oder mehr der klimarelevanten Emissionen vermieden werden. Der Übergang zu einer stärker pflanzlich orientierten Ernährung eröffnet somit das mit Abstand grösste Einsparpotential (bis zu 100 Mio. t CO2-Äquivalente) im Ernährungssystem. Darüber hinaus würden die volkswirtschaftlichen Folgekosten der ernährungsbedingten Krankheiten (50 Mrd. DM/Jahr) erheblich reduziert.

Bezogen auf die Klimabelastung ergibt sich bei der fleischhaltigen Komponente (z.B. Frikadelle) die 13fache Menge an CO2-Äquivalenten gegenüber der fleischlosen Komponente (z.B. Getreidebratling).

...zurück zum Anfang


„Ötzi“ war überwiegend Vegetarier

Chemische Untersuchungen der Haare geben Aufschluß über die Ernährungsgewohnheiten des Gletschermannes.

Bozen, 21. Dezember. Zumindest während längerer Perioden des Jahres ernährte sich „Ötzi“, der 5.000 Jahre alte Gletschermann, wie ein moderner Veganer. Er lebte von Weizenkörnern, Früchten und Beeren. Dies ergibt sich aus Untersuchungen seiner Haare, über die amerikanische Geochemiker im Wissenschaftsmagazin New Scientist berichten.

Denn im Haarschopf schlägt sich nieder, wovon der Mensch lebt. Die Ernährungsgewohnheiten lassen sich an der Konzentration der Isotope von Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel ablesen.

Mit der Methode lassen sich Vegetarier und Fleischliebhaber ebenso erkennen wie Fischesser. Man kann sogar bestimmen, ob ein Vegetarier eher Weizen- oder Mais- und Hirsekörner verspeist und ob er hin und wieder ein Ei oder Milch zu sich nimmt.

In Ötzis Fall war das Untersuchungsergebnis allerdings ziemlich überraschend. Denn als man ihn fand, trug er getrocknetes Hirschfleisch als Proviant mit sich. Des Rätsels Lösung: Ötzi war vermutlich ein saisonaler Veganer. Er hielt sich im Sommerhalbjahr an die reichlich vorhandene pflanzliche Kost. Im Winter oder eben auf einem Gang ins Gebirge, so ist anzunehmen, ernährte er sich auch von Fleisch. Der Zustand seiner Zähne aber beweist, daß Fleisch eher die Ausnahme auf Ötzis Speisezettel gewesen sein muß.

Auch in der Naturheilkunde war Ötzi bewandert. In seinem Gepäck fand man zwei nußgroße Klumpen aus dem Material der verholzten Früchte eines Pilzes namens Piptoporus betulinus. Dieser Pilz enthält natürliche Abführmittel und antibakterielle Substanzen. Wie ein italienischer Anthropologe in der Medizinzeitschrift „Lancet“ erläutert, hatte der Gletschermann eine Wurminfektion und versuchte sie mit dem „Pilzmedikament“ loszuwerden.

Darüber hinaus hat ein deutsch-französisches Forschungsteam Akupunkturpunkte an Ötzis Körper nachgewiesen.Überdies kannte der Mann aus dem Eis die sogenannte Kauterisierung – eine Therapieform, die heute noch in der traditionellen chinesischen Medizin angewendet wird. Ötzi vollzog damit eine Art wärmender Rheumabehandlung. Tatsächlich litt er an Gelenkarthrosen, wie der medizinische Check-up ergab.

Quelle: http://www.naturkost.de/aktuell/981221d.htm

...zurück zum Anfang


Fleischliche Nahrung und neuere Tierethik

Unter diesem Titel hat Konrad Hilpert eine instruktive und hilfreiche Abhandlung geschrieben, die um Gerechtigkeit auch gegen Tiere bemüht ist.

Ethisch begründeter Vegetarismus ist ein Thema, das seit einigen Jahren an Interesse, Gewicht und Verbreitung gewinnt. Unüberhörbar war die Frage nach der Tiertötung zur Fleischgewinnung auch in den Vorträgen zu der unter Ziffer 4 oben erwähnten Tagung in Hohenheim.

Zwar ist der ethische Vegetarismus in unserem Kulturkreis noch immer die Lebensweise einer verschwindenden Minderheit, aber schließlich waren es immer Minderheiten, die gegen die zunächst unangefochtene Mehrheitsüberzeugung den Weg für die großen Fortschritte in der Humanität bereitet haben, gleichgültig, ob es um Hexenverbrennung, Sklaverei oder Rassenwahn ging. Daß auch der Fleischgenuß eines Tages überwunden werden könnte, ist heute noch kaum vorstellbar. Trotzdem meint der Schweizer Philosoph Jean-Claude Wolf in seiner „Tierethik“ (Literaturbericht 16): „Vielleicht wird man bereits in hundert Jahren mit ähnlichem Befremden auf Karnivoren zurückschauen, wie heute auf Kannibalen“ (S. 21). Dies klingt wohl schockierend, aber es waren engagierte Fleischesser, die in England auf die unerwartet schnelle Zunahme der dortigen Vegetarier auf 4,3 % der Bevölkerung mit der Gründung eines „Kannibalen-Klubs“ reagierten, der nach den Worten des Klubsprechers Conal Walsh „das hemmungslose Genießen von Fleisch“ propagiert (so Christiane Oelrich im Nordbayerischen Kurier vom 4.5.1994).

In der Bundesrepublik ist die Entwicklung weniger stürmisch, aber auch hier hat sich die Zahl der Vegetarier laut EG-Statistik von schätzungsweise einer Million zu Beginn der achtziger Jahre auf 2,9 Millionen erhöht und wird vermutlich noch weiter zunehmen, weil sich das zunächst nur ungute, dann aber schließlich belastende Gefühl der Mitschuld am unnötigen Leiden der Tiere verstärkt. Jedenfalls wurde in einer 1985 von der deutschen Pharmaindustrie in Auftrag gegebenen Befragung festgestellt, daß 33 % der Gesamtbevölkerung und 40 % der 14-34jährigen das Töten von Tieren zur Gewinnung von Lebensmitteln und Bekleidung für nicht gerechtfertigt halten. Daß davon dann doch nur wieder ein Bruchteil sein Leben wirklich umstellt, spricht weniger gegen den Appell des eigentlich Sein-sollenden, als vielmehr für den Druck der Gewohnheit und die Schwierigkeit, ihm zu widerstehen.

Dieser Druck ist vielfältig und darf in seiner Wirksamkeit nicht unterschätzt werden. Jedenfalls sollten wir versuchen, dem sensibler werdenden Gewissen des traditionellen Fleischesssers Wege der Anpassung an die Gebote der solidarischen Mitgeschöpflichkeit zu ebnen. Das erste und mindeste, was wir alle tun könnten, ist, Fleisch nur noch dann zu kaufen, wenn wir die Gewähr haben, daß die Tiere ein gutes Leben und einen gnädigen Tod hatten, auch wenn sich der Preis zugunsten der Tiere und Landwirte verdoppeln sollte, so daß wir den Konsum auf die Hälfte reduzieren müßten. Und wenn der Beitrag des einzelnen auch gering erscheinen mag: Wer sich irgendwann in seinem Leben zum ersten Mal bewußt im Fleischverbrauch zurückhält, hat den so wichtigen ersten Schritt getan. Alles weitere dürfen wir der Dynamik des ethischen Empfindens überlassen. Wer einmal diesen Weg eingeschlagen hat und an sich erlebt, wie der bewußte Verzicht zum vielfachen Gewinn wird, kann sich der Faszination der Ziel-Annäherung nicht länger entziehen. Er ist auf dem Weg zum Frieden mit der Kreatur, auf dem Weg der Mitgeschöpflichkeit, auf dem Weg der Ehrfurcht vor dem Leben.

http://www.dike.de/akut/Literaturbericht/lit-94-05.htm

...zurück zum Anfang


Vegetarische Ernährung

Geschichtliches

„Solange der Mensch Tiere schlachtet, werden die Menschen auch einander töten. Wer Mord und Schmerz sät, kann nicht erwarten, Liebe und Freude zu ernten“, sagte der griechische Philosoph Pythagoras und handelte danach: Er lebte vegetarisch.

Er ist nur einer unter vielen großen Köpfen der Geschichte, auf die sich der moderne Vegetarismus beruft. Vegetarismus – der Begriff hat seine Wurzeln im Lateinischen: „vegetus“ bedeutet rüstig, munter, lebenskräftig. Als geistige Strömung hat der Vegetarismus seinen Ursprung in der lebenserneuernden Reformbewegung, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts eine Alternative zu den inhumanen Lebensbedingungen wachsender Industrialisierung schaffen wollte. So versuchte auch der Vegetarismus dem psychisch und physisch von der technisch-industriellen Entwicklung überforderten Menschen noch einen Rest vertrauter, „natürlicher“ Lebensform zu bewahren bzw. ihn zu einer natürlichen und gesunden Lebensweise zurückzuführen.

Die Motivationen zur vegetarischen Ernährung wandeln sich: „Waren es ursprünglich vor allem ethische und religiöse Überzeugungen, in konsequenter Befolgung des Gebotes ‚Du sollst nicht töten‘, so stehen heute gesundheitliche und ökologische Ansichten im Vordergrund.“ 1)

1) In: Rottka, H. Alternative Ernährungsformen unter besonderer Berücksichtigung der vegetarischen Kost. Ernährungs-Umschau (35) 1988, Sonderheft.

Motive für das Befolgen einer vegetarischen Kostform:

1) n = 268, Mehrfachnennungen möglich

  • gesundheitlich 78,4 %

  • ethisch 69,4 %

  • ökologisch 33,6 %

  • ästhetisch 28,4 %

  • religiös 22,8%

  • philosophisch 21,6%

  • zur Leistungssteigerung 21,6 %

  • ökonomisch 19,4 %

  • naturwissenschaftlich 10,4 %

  • hygienisch 8,6 %

  • kosmetisch 6 %

1) Leitzmann, C., Schönhöfer-Rempt, R., Boy, M., Schneider, O.: Ernährung und Gesundheit von Vegetariern, aus: Studien mit Vegetariern, Vegetarier Bund Deutschlands (Hrsg.), Echo Verlag, Göttingen 1987

Grundzüge der vegetarischen Ernährung heute

Vegetarier ist nach den Leitsätzen der Internationalen Vegetarischen Union jeder, der keine Nahrungsmittel zu sich nimmt, die von getöteten Tieren stammen. Das schließt Fische, Weich- und Schalentiere genauso ein wie tierische Fette, z. B. Speck, Rinder- und Schweinefett.

Im Vordergrund steht also die Ablehnung ganz bestimmter Lebensmittelgruppen. Erst in zweiter Linie schließen sich Überlegungen an, wie die Ernährung aus den verbleibenden Lebensmitteln zusammengestellt werden kann. Das führt dazu, daß sich unter dem Dachbegriff „Vegetarismus“ verschiedenste Formen der Ernährungspraxis finden.

Eine Gruppe, von Kritikern abfällig „Puddingvegetarier“ genannt, ernährt sich zwar vegetarisch, doch ernährungsphysiologisch ungünstig, da niedrig ausgemahlene Mehle, Zucker und ähnliche „leere“ Kalorienträger mit wenigen Nährstoffen einen breiten Raum einnehmen.

Laktovegetarier

  • keine Eier
  • kein Fleisch
  • kein Fisch

Ovolaktovegetarier

  • kein Fleisch
  • kein Fisch

Die „eigentlichen“ Vegetarier mit einer lakto-vegetabilen Kost, die Milch und Milchprodukte neben den pflanzlichen Lebensmitteln zuläßt und mit der Variante der ovo-lakto-vegetabilen Kost, in der zusätzlich Eier erlaubt sind.

Veganer

  • keine Milch
  • keine Eier
  • kein Fleisch
  • kein Fisch

Den „harten Kern“ der Vegetarier bilden die Veganer. Sie lehnen auch Eier, Milch und Milchprodukte ab. Die Begründung: Milch und Eier sind im Grunde nicht für den Menschen bestimmt. Eine solche, streng vegetarische Kost führt dazu, daß die „Eiweißfrage“ zu einem der Hauptstreitpunkte zwischen der traditionellen Ernährungswissenschaft und vegetarisch orientierten Ernährungssystemen geworden ist. Während die Ernährungswissenschaft für Erwachsene 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag empfiehlt, verweisen Vegetarier auf die Empfehlungen der Welt-Gesundheits-Organisation, die dreiviertel dieser Menge (0,6 g/kg Körpergewicht) für ausreichend hält. Zur Verhinderung eines Eiweißmangels bei strenger veganer Kost empfehlen die Veganisten den reichlichen Genuß von Getreide, Nüssen, Kartoffeln, Weizenkeimen und Hefeflocken. Getreideeiweiß soll möglichst durch Eiweiß aus Hülsenfrüchten ergänzt werden, um seine Vollwertigkeit zu erhöhen. Gegen die Gefahr einer Unterversorgung mit dem Vitamin B12, das für die Blutbildung notwendig ist, empfehlen die Veganisten, viel Rohkost aufzunehmen.

Die weitgehende Offenheit für die Gestaltung der Ernährung im Rahmen des Erlaubten hat dazu geführt, daß sich auf der Grundlage des Vegetarismus viele Spezial-Kostformen entwickelt haben. Einige der wichtigsten und bekanntesten dieser Kostformen seien im folgenden kurz skizziert:

Die „Ordnungstherapie“ des Schweizer Arztes Max Bircher-Benner (1867-1939). Basis der Bircher-Benner-Kost ist die frische, pflanzliche Kost, ergänzt durch einige vollwertige Milchprodukte, auch Eier sind erlaubt. Wenigstens die Hälfte der täglichen Nahrung soll als Rohkost gegessen werden, die wegen ihres Nährstoffreichtums empfohlen wird. Zucker und Weißmehl sowie konservierte Nahrungsmittel werden abgelehnt. Salz und scharfe Gewürze sollen nur sparsam verwandt werden. Die Bircher-Benner-Kost ist darüber hinaus eine Kost des Minimums: Alles „Zuviel“ beeinträchtige die Vitalität von Körper und Geist. Eine Hauptmahlzeit und zwei (kleine) Nebenmahlzeiten an jedem Tag sind danach mehr als genug. Zwischenmahlzeiten werden abgelehnt, da sie den Verdauungsorganismus nur unnötig belasten.

Die „Waerland-Kost“, benannt nach dem Finnen Aare Waerland (1876-1955). Es ist eine recht karge Kost, bei der der Kartoffel eine besondere Rolle zukommt, viel getrunken wird und wo neben der Ablehnung aller Genußmittel (Tabak, Alkohol, Kakao, Kaffee, Tee) strenge Lebensregeln für Tageseinteilung, Körperbewegung und Schlaf gelten. Seine Lehre geht davon aus, daß im menschlichen Dickdarm nützliche Gärungsbazillen und schädliche Fäulnisbazillen sind. Die Fäulnisbazillen sollen durch tierische Lebensmittel begünstigt werden, die Gärungsbazillen durch Pflanzenkost.

Der Zahnarzt Dr. J. G. Schnitzer (geb. 1930) entwickelte zwei Kostformen. Die „Schnitzer-Normalkost“ unterscheidet sich von der ovo-lakto-vegetabilen Kost nur durch die Verwendung von erst unmittelbar vor dem Verzehr gemahlenem Getreide. Die „Schnitzer-Intensivkost“ ist eine eiweißarme, rein pflanzliche Kost, die nur Rohkost erlaubt und als vorübergehende Ernährungsweise gedacht ist.

Ernährungsphysiologische Bewertung

Ovo-lacto-vegetabile Kost

Vegetarier, die neben pflanzlichen Lebensmitteln auch Milch, Milchprodukte und Eier verzehren, ernähren sich meist kohlenhydrat- und ballaststoffreich; gleichzeitig enthält ihre Kost wenig tierische Fette, Cholesterin und Purine. Die Auswirkungen dieser Ernährungsform auf die Gesundheit wurden eingehend in der Vegetarier-Studie des Bundesgesundheitsamtes Berlin untersucht. Es zeigt sich, daß Vegetarier im Vergleich zu der übrigen Bevölkerung ein geringeres Körpergewicht, niedrigere Blutdruck- und niedrigere Blutfettwerte haben. Diese Ergebnisse sind günstig zu bewerten, da Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen als Risikofaktoren für viele Herz- und Kreislaufkrankheiten gelten. Der Ernährungsbericht 1988 faßt die Ergebnisse der Berliner Vegetarier-Studie zusammen: Für bestimmte essentielle Nährstoffe, z. B. Vitamin B12 und Eisen, ergaben sich in der Berliner Studie für Vegetarier niedrigere Werte im Serum als für Nicht-Vegetarier. Die Beurteilung dieser Unterschiede steht noch aus. Auch die Jodversorgung ist bei Vegetariern nicht gesichert.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Störungen bei der Blutbildung und zu Schäden im Nervensystem führen. Mit Milch und Milchprodukten können auch Ovo-Lacto-Vegetarier ihren täglichen Vitamin B12-Bedarf decken.

Eisen zählt häufig zu Nährstoffen, bei denen die Zufuhrmenge nicht den Empfehlungen entspricht. Untersuchungen zeigen jedoch, daß Vegetarier trotz ihrer geringen Eisenreserven nur selten Eisenmangelerscheinungen aufweisen. Der Körper verfügt nämlich über einen Anpassungsmechanismus, der die Eisenaufnahme aus der Nahrung bei geringen Eisenreserven erhöht. Auch der gleichzeitige Verzehr Vitamin C-haltiger Lebensmittel verbessert die Eisenaufnahme aus pflanzlichen Produkten.

Deshalb sollten in jeder Hauptmahlzeit Vitamin C-reiche Lebensmittel enthalten sein, z. B. Kartoffeln, Blumenkohl oder Paprika. Probleme in der Versorgung mit Eisen treten vor allem dann auf, wenn sich bisherige „Normalköstler“ auf vegetarische Kost umstellen. Vegetarier sollten generell darauf achten, verstärkt Hülsenfrüchte zu verzehren und Vollkornbrot zu wählen.

Eine ausreichende Jod-Versorgung ist für die Funktion der Schilddrüse unerläßlich. Durch den Verzicht auf Fisch können Vegetarier ihren Jod-Bedarf nur decken, wenn sie Jodsalz verwenden bzw. auf Jodpräparate zurückgreifen. Zahlreiche Untersuchungen belegen, daß erwachsene Vegetarier mit einer ansonsten abwechslungsreichen Mischkost ihren Nährstoffbedarf decken können. Versorgungsengpässe können bei Jod und allgemein bei Personen mit erhöhtem Nährstoffbedarf (Schwangeren, stillenden Frauen und Kindern) entstehen.

Lacto-vegetabile Kost

Lacto-Vegetarier müssen wegen des Verzichts auf Eier sorgfältig auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten. Sie müssen wissen, daß durch geschickte Kombination von Milch mit eiweißhaltigen pflanzlichen Lebensmitteln die Proteinwertigkeit deutlich erhöht werden kann. Wie bei der ovo-lacto-vegetabilen Ernährung läßt sich auch durch die lacto-vegetabile Kost der Nährstoffbedarf decken. Diese Kostform ist jedoch nicht optimal für Personen mit erhöhtem Nährstoffbedarf (Schwangere, stillende Frauen und Kinder).

Vegane Kost

Durch den Verzicht auf Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier kann die vegane Ernährungsform zu Mangelerscheinungen führen. Nur bei umfangreichem Ernährungswissen und geschickter Kostzusammenstellung ist der Nährstoffbedarf gesichert.

Ohne Milch und Milchprodukte – unsere Hauptlieferanten für Calcium – ist es schwer, die empfohlene Menge an Calcium in Höhe von etwa 900-1200 mg pro Tag (Stillende 1300 mg) aufzunehmen. Allerdings sinkt der Calciumbedarf des Körpers bei niedrigen Eiweißaufnahmen. Calciummangel kann möglicherweise deshalb auch bei geringerer Calciumzufuhr vermieden werden.

Durch den Verzicht auf sämtliche vom Tier stammenden Lebensmittel kann ein Mangel an Eiweiß, Vitamin B12, Jod, Calcium und Eisen auftreten. Deshalb ist die vegane Kost besonders für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder nicht empfehlenswert.

...zurück zum Anfang


Schweizer Bevölkerung liebt nicht nur Getreide und Salat

(ap/sz) Die Schweizer Bevölkerung isst laut dem neusten Ernährungsbericht des Bundesamtes für Gesundheit BAG weiterhin zu fett, und auch der Zuckerkonsum ist leicht angestiegen. Positiv bewertet wird der vermehrte Griff zu Getreide, Gemüse und Salaten bei einem gleichzeitigen Rückgang des Fleischkonsums.

Der Gesamtkalorienverbrauch der Bevölkerung ist aufgrund der Verbrauchsdaten 1994/95 ungefähr konstant geblieben, wie es im veröffentlichten Bericht heisst. Der Fettkonsum sei mit einem Anteil von 38 Prozent statt der von Fachgremien empfohlenen 30 Prozent immer noch zu hoch. Der Zuckerkonsum scheine sogar leicht anzusteigen. Andere Tendenzen des Nahrungsmittelverbrauchs sind dagegen laut BAG bezüglich der Auswirkungen auf die Gesundheit wie etwa Herzinfarktrisiko und Krebsleiden als günstig zu beurteilen.

So seien vermehrt Getreide, Gemüse und Salate konsumiert worden. Eindeutig rückläufig sei der Genuss von Fleisch mit Ausnahme von Geflügel und Fisch, die mehr gekauft worden seien. Ebenfalls günstig zu werten sei der rückläufige Verbrauch von Milchfett, und auch der Alkoholkonsum zeige eine leicht rückläufige Tendenz.

Bei den Milchprodukten nehme der Milchkonsum weiter ab, wobei Milchprodukte wie Yoghurt und verschiedene Käsesorten vermehrt gekauft würden.

Eine Unterdeckung stellten die Fachleute beim Vitamin D und beim Calcium fest, was die Entwicklung von Osteoporose und damit Knochenbrüchen fördere.

Ebenfalls ungenügend sei die Zufuhr von Jod, wie die Messungen von Urin-Jod-Ausscheidungen ergeben hätten. Zwar werde in der Schweiz meist jodiertes Kochsalz verwendet. Gesalzene Fertigprodukte aus dem Ausland enthielten dagegen oft unjodiertes Kochsalz. Der Jodgehalt des Kochsalzes sei deshalb auf 20 bis 30 Milligramm pro Kilo erhöht worden. Als genügend bewertet das BAG derzeit die Versorgung mit dem Schutzstoff Selen. Eine Abnahme sei aber zu befürchten, da weniger selenreicher Weizen aus Nordamerika importiert werde.

Rasch ändernde Konsumgewohnheiten

Der Bericht stellte im weiteren fest, dass die Konsumgewohnheiten in der Schweiz rasch änderten, wenn die Medien über gesundheitliche Gefahren von Lebensmitteln berichteten, etwa bei der BSE-Krise oder bei Salmonellenfällen beim Geflügel. Solche Meldungen liessen den Konsum schlagartig zusammenbrechen, gerieten dann aber oft in kurzer Zeit wieder in Vergessenheit. Diese Situation sei für Nahrungsmittelproduzenten ausserordentlich schwierig zu meistern.

Ängste vor Krankheitserregern, ehtische Bedenken gegen die industrialisierte Tierhaltung und andere gesundheitsbezogene Überlegungen sind laut BAG wiederum für die zunehmende Verbreitung des Vegetarismus verantwortlich. So gaben im Bericht ein bis drei Prozent der Personen an, kein Fleisch zu essen. Neben gesundheitlichen, ökologischen und finanziellen Überlegungen spiele aber die Lebensqualität weiterhin eine grosse Rolle. Geniessen mit gutem Essen habe nach wie vor einen hohen Stellenwert. „Wellness“ statt „Light“ sei vermutlich der Grund, dass energie- oder fettreduzierte Produkte an Beliebtheit verloren hätten.

Weiterhin Fälle von Unter- und Fehlernährung

Trotz allgemein guter Versorgunglage stellt der Bericht Bevölkerungsgruppen fest, die qualitativ oder quantitativ unter- oder fehlernährt sind. So wiesen Jugendliche immer häufiger Essverhaltensstörungen auf. Laut Bericht gaben in einer neuen Erhebung aus dem Raum Zürich acht Prozent der Frauen und zwei Prozent der Männer ein hochgradig abnormes Essverhalten an. Eine eigentliche Magersucht (anorexia nervosa) wurde bei einem Prozent der Frauen und eine Ess-Fressucht (Bulimie) in drei Prozent der Fälle festgestellt. Diese Ernährungsstörungen kommen laut BAG auch bei jungen Männern vor, allerdings zehnmal seltener als bei Frauen.

Blue Window: Switzerland, 26. Mai 1998

http://www.bluewin.ch/news/artikel/980526/980526c01.html

...zurück zum Anfang


Tiere sind meine Freunde – Meine Freunde esse ich nicht –

Ihr kennt doch Hamburger, Gulasch, Würstchen, usw. Die schmecken ja vielleicht auch, aber wo kommt das Fleisch her?

Fleisch stammt von Tieren, die dafür getötet wurden. Leider vergessen das die meisten, oder wollen es vergessen, weil ihnen das Fleisch schmeckt. Aber die Tiere, die sanften Kühe, die intelligenten Schweine und die niedlichen Hühner, werden ihr ganzes Leben lang in engen Käfigen und Boxen gehalten. Dort ist es dunkel, eng und furchtbar langweilig, und sie werden ganz verzweifelt, weil sie die Türen nicht aufkriegen. Stellt Euch mal vor, ein Huhn lebt mehr als ein Jahr auf einer Fläche, die kleiner ist als dieses Blatt Papier.

Für die, die das Fleisch verkaufen wollen, sind die Tiere nur eine Ware. Eines Tages, wenn die Tiere dick genug geworden sind, werden sie abgeholt und in Lastwagen hineingeschubst, um zum Schlachthof gefahren zu werden. Die Tiere werden dort umgebracht. Ihr Fleisch wird dann zum Metzger oder in den Supermarkt gebracht und die meisten Menschen kaufen es, um es zu essen.

Aber nicht alle kaufen es. Vegetarier wissen: Tiere leiden, und sie essen statt dessen andere leckere Sachen, wie Obst, Gemüse, Nudeln, Brot, Kartoffeln, Nüsse und vieles mehr. Tiere haben Gefühle und sie fühlen Schmerzen, und sie wollen nicht sterben, um gegessen zu werden.

Töten ist falsch, aber die meisten Menschen lassen Tiere für sich töten, um ihr Fleisch zu essen.

Ihr konntet das wahrscheinlich gar nicht wissen, weil die Tiere immer vergessen werden, und nicht darüber geredet wird. Aber ihr könnt ja anfangen, an sie zu denken, an ihr trauriges Leben und ihrem Tod.

Eure Eltern kochen wahrscheinlich auch Fleisch für Euch. Sie können auch nichts dafür, denn sie haben vielleicht noch nie einen Schlachthof gesehen und sie glauben bestimmt, Fleisch wäre gesund für Euch. Aber Ihr müßt kein Fleisch essen, um groß, kräftig und gesund zu werden. Es gibt auch viele Sportler, wie Carl Lewis, die kein Fleisch essen, schnell laufen und sehr stark sind.

Wenn Ihr jetzt versteht, wie grausam es ist, Tiere zu essen, dann könnt Ihr ja mit Euren Eltern darüber reden und das Fleisch nicht mehr essen. Vegetarier zu werden ist gar nicht schwer, und die Tiere müssen dann keine Angst mehr vor Euch haben.

...zurück zum Anfang


Krise im Fleischerhandwerk: Mit rückläufigem Fleischverzehr geben auch Umsätze nach

Metzger / BSE-Skandal und Schweinepest schlagen durch

Die Metzger leiden unter der BSE-Angst der Verbraucher. Weil die Bundesbürger immer weniger Fleisch essen, muß sich das Fleischerhandwerk mit bescheideneren Umsätzen zufrieden geben.

MÜNCHEN – Die durch Schweinepest und BSE-Angst ausgelöste Krise im deutschen Metzgerhandwerk hielt auch im vergangenen Jahr an. Von einem „in keiner Weise befriedigenden Ergebnis“ sprach der Präsident des Deutschen Fleischer-Verbandes (DFV), Albert Pröller, in München. Die Hoffnungen auf ein besseres Konsumklima hätten sich nicht erfüllt. Jeder Deutsche aß 1997 nur noch 60,5 Kilogramm Fleisch, 700 Gramm weniger als im Jahr zuvor. Die Nettoumsätze der Fleischereien gingen um 0,8 Prozent auf 36,8 Mrd. DM zurück. Um der Verunsicherung der Verbraucher entgegenzuwirken, informieren die mehr als 21 000 DFV-Mitgliedsgeschäfte künftig ihre Kunden mit einer Tafel über Zusatzstoffe im Fleisch und setzen so ein neue EU-Richtlinie um. Der Verband kritisierte, daß laut EU-Recht auch Farb- und Zusatzstoffe im Fleisch verarbeitet werden dürfen, die bei der handwerklichen Wurstherstellung nicht nötig seien. „Wenn diese Farbstoffe auch harmlos sind, kann man die Verbraucher durch die Optik der Ware erheblich täuschen“, sagte Pröller.

Als überflüssig bezeichnete er die geplante Etikettierregelung, mit der ab 1. April die Herkunft von Fleisch und Wurst für den Kunden nachvollziehbar werden soll. „Für das Fleischerhandwerk ist dieses System überflüssig, da in unseren Läden ohnehin nur deutsches Fleisch angeboten wird“, sagte Pröller. 1997 stiegen die Fleischpreise um 2,5 Prozent. Schweinefleisch war den Angaben zufolge zeitweise ein Fünftel teurer als im Vorjahreszeitraum. Für das laufende Jahr rechnet der Verband aber mit stabilen Preisen bei einem stagnierenden Absatz von Wurst und Fleisch. Impulse für eine Konsumbelebung gebe es kaum. Gestiegenes Preisbewußtsein und veränderte Eßgewohnheiten führten dazu, daß immer seltener in der Metzgerei gekauft werde, beklagte der DFV-Präsident. Er zeigte sich aber auch zuversichtlich, daß junge Menschen, die sich vegetarisch ernährten, zum Fleisch zurückkehren. (AP)

Quelle: NWZ Göppingen vom 10.03.1998

...zurück zum Anfang


Student geht für PDS ins Rennen

Konstanz (fvb) Die PDS schickt den  25jährigen Studenten Andreas Schack als Direktkandidaten im Wahlkreis   Konstanz ins Rennen. Grund für seine Kandidatur sei die zunehmende soziale Kälte und die Ausgrenzung immer größerer Gruppen, erklärte Schack. Als jüngster Kandidat im Wahlkreis wolle er sich für Jugendliche und junge Erwachsene einsetzen. Schack fordert offene Grenzen für alle Menschen in Not, ein Wahlrecht für Ausländer und eine  soziale Grundsicherung, die jedem ein Existenzminimum von derzeit 1425 Mark garantiert. Der in Regensburg geborene Schack war nach der Zustimmung der Sozialdemokraten zum Asylrecht aus der SPD ausgetreten und trat 1993 in die PDS ein. Seit vier Jahren studiert er in Konstanz Mathematik und Politikwissenschaft. Weiter heißt es in der Pressemitteilung über Schack, seine Freizeit verbringe der Tierfreund und Vegetarier am liebsten mit seiner Freundin und seinen zwei Hunden.

© SÜDKURIER GmbH (3/98)

zurück zum Anfang


Vegetarier Handbuch

Bernd Höcker: Vegetarier Handbuch
Höcker Verlag
ISBN 3-9804617-0-X, 220 Seiten, fester Einband

Inhalt des Buches

  • Fundierte Argumente für vegetarische Ernährung
  • Ausführliche, praktische Anleitungen für den Wechsel auf vegetarische Kost
  • Vegetarische Alternativen zu Fleisch und Fisch mit vielen Abbildungen
  • Allgemeine Ernährungstips
  • Vegetarische Ernährung auf Reisen, in Krankenhäusern, Kindergärten etc.
  • Tips für das Zusammenleben mit Fleischessern
  • Diskussionshilfen
  • Tips: So können Sie Tieren helfen
  • Vegetarische Vision: So könnte eine vegetarische Gesellschaft aussehen
  • Außerdem: viele Gedichte, Lieder und Zitate zum Thema Vegetarismus, beeindruckende Portraitfotos von Tieren, Cartoons und vieles mehr…

zurück zum Anfang


Aus: Merkheft, Zweitausendeins; März ’98

Warum essen wir Schweine und Kühe, aber keine Hunde und Katzen?

Warum essen wir keine Menschen? Das Essen von Fleisch hat weniger mit dem Bauch zu tun als mit dem Unterbewußtsein zeigt der Anthropologe Nick Fiddes. Viele Menschen assoziieren das Essen von Fleisch insgeheim mit Macht, Sex und Dominanz. Nick Fiddes geht es nicht um die „richtige“ oder „falsche“ Ernährung, er zeigt sogar daß sich in der Weltgeschichte keine „natürliche“ Art der Ernährung finden läßt: Menschen und Tiere ernährten sich Tausende von Jahren lang streng vegetarisch manche wie die Eskimos haben jahrtausendelang nur Fleisch gegessen, andere ernähren sich von Mischkost ohne daran Schaden zu nehmen. Warum werden Befürchtungen die den angeblich hohen Fettgehalt von Fleisch betreffen gerade jetzt vorgebracht?

Der Ausspruch ,,Du siehst dick aus“ gilt im Pandschab als Kompliment. An anderen Orten wird geglaubt, daß Fleisch dünn macht. Warum ist der Absatz des traditionell hochangesehenen roten Fleisches zurückgegangen, während es im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen immer preiswerter wurde? Nick Fiddes untersucht, warum vegetarische Ernährung in einem Aufwärtstrend und warum Fleischessen mit der Zerstörung der Umwelt gleichzusetzen ist.

,,Fleisch. Symbol der Macht.“ Deutsch von A. Telieps. 304 Seiten, Paperback. 15 DM. Nummer 18223.

Bestelltelefon: 01805-232001

zurück zum Anfang


Vegetarismus fängt nicht im Bauch an, sondern im Kopf!

Das hat Upton Sinclair in dem Tatsachenbericht „Der Dschungel“ (ein Bericht über die Schlachthäuser in Chicago) schon in den 20ern erkannt. Dieses Buch kann ich jedem der es sich nicht so einfachen machen möchte, wärmstens empfehlen. Siehe auch Beispielkapitel bei antiSpe.de.

zurück zum Anfang


Zahlen zum Vegetarismus: Deutsche essen immer mehr Gemüse

Die Verzehrgewohnheiten ändern sich / Experten fragen sogar schon: „Gibt es einen Trend zum Vegetarismus?“

„Noch nie wurde so viel Gemüse in Deutschland gegessen wie heutzutage“, stellt Professor Volker Pudel von der Universität Göttingen fest. Und Food-Expertin Dagmar von Cramm aus Freiborg ergänzt: „In den letzten zehn Jahren stieg bei uns die Zahl der Vegetarier von rund einem Prozent auf  7,6 Prozent an. (u.a. Umfrage; Gruner und Jahr; 1998)“ Gibt es also einen Trend zum Vegetarismus? Mit dieser Frage setzte sich das rennomierte „lglo-Forum“ auseinander.

Während der Fleischverzehr in Deutschland sinkt, nimmt der Verbrauch von Gemüse zu. Im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 1996/97 stieg der Gemüseverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf 7,2 Millionen Tonnen an. Der Verbrauch je Bundesbürger liegt damit bei mehr als 88 Kilo jährlich. Nicht nur Gemüse, die vom Verbraucher frisch zubereitet werden, sind in dieser Statistik erfaßt. Ebenso wird verarbeitetes Gemüse (z. B. tiefgekühlt oder in Konserven), das etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, mitgezählt.

„Im europäischen Vergleich zeigt sich allerdings, daß Deutschland neben Dänemark den niedrigsten Gemüseverzehr aller EG-Länder aufweist“, sagt Professor Pudel. „Spitzenreiter sind die Griechen mit 200 Kilogramm Gemüse.“

Dennoch sind Vegetarier in Europa eine Minderheit, die sich nur in einstelligen Prozentzahlen mißt. Geschätzt wird, daß sich drei bis fünf Millionen Europäer vegetarisch ernähren. Sehr wenige Vegetarier hat Polen (0,1 %). In Italien sind es 1,2 %, in der Schweiz 1,3 % und in den Niederlanden 1,5 %. Hoch ist die Zahl der Vegetarier in Großbritannien mit 7,1 %.

Eine aktuelle Infratest-Telefonbefragung in Deutschland zeigte, daß zehn Prozent der Frauen angaben, „nie Fleisch zu essen“, aber nur ein Prozent der Männer. „Meiner Meinung gibt es keinen Trend zum Vegetarismus“, sagte Professor Pudel beim „Iglo-Forum“. 70 Prozent der Deutschen würden nach wie vor mindestens mehrfach pro Woche Fleisch essen. Oft würde aber von Rind- auf Schweinefleisch oder Gemüse übergegangen. „Eine fleischlose Ernährung ist in der deutschen Küche ein so gravierender Einschnitt in die traditionellen Eßgewohnheiten“, sagt der Wissenschaftler, „daß eine gewohnheitsmäßige Umstellung in weiten Teilen der Bevölkerung unwahrscheinlich ist.“

Vorstellbar sei jedoch, daß sich über Generationen hinweg ein Trend zu vegetarischer Kost ergebe. Erstaunlich hoch sei die Zahl von zehn Prozent von Frauen zwischen 14 und 30 Jahren, die angeben, nie Fleisch zu essen. Sie könnten in der Ernährungserziehung ihre Kinder beeinflussen.

Allerdings: Es gibt auch hartnäckige „Gemüse-Feinde“. Zehn Prozent der Männer und vier Prozent der Frauen in Deutschland essen nicht regelmäßig Obst und Gemüse – die Folge ist eine unzureichende Versorgung mit Vitamin C.

Und warum ist Gemüse gesund? Diese Frage beantwortet Professor Heinrich Kasper von der Universität Würzburg: „Gemüse ist so gesund, weil es neben Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sekundäre Pflanzenstoffe enthält. Die positive Gesamtwirkung der verschiedenen Einzelkomponenten macht den gesundheitsfördernden Effekt aus.“

Wissenschaftliche Studien der letzten 20 Jahre zeigten, daß es einen Zusammenhang zwischen einem hohen Verzehr an Obst und Gemüse und dem Rückgang von Krebs und anderen chronischen Krankheiten gebe. „Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag“ empfahl Professor Kasper. „Besonders günstig sind Möhren, Grünkohl und Broccoli, Erbsen, Spinat, Tomaten und Zitrusfrüchte – und hin und wieder ein Glas Rotwein für gesunde Blutgefäße!“

Quelle: metro clubpost Ausgabe 163 März 1998

zurück zum Anfang


Römer vegetarisch zur Weltherrschaft

Das Kommißbrot des Legionärs

Von Bernward Althoff

Bonn. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein…“, heißt es im Neuen Testament (Matthäus, IV). Wohl wahr, mag mancher römische Legionär gedacht haben, der sich mit 50 Kilogramm Marschgepäck auf dem Buckel durch Germaniens Wälder quälte. Denn wenn sich die Gelegenheit zu einem Lagerfeste bot – selten genug -, dann durfte er seine geliebten lucanischen Räucherwürste mit der obligatorischen Fischsauce liquamen (quasi das römische „Maggi“) verzehren. Der tägliche Speisezettel laß sich aber wesentlich kürzer. Der Legionär deckte seinen Kalorienbedarf zu Dreivierteln aus Getreidebrei und fladen („frumentum“); Fleisch war eine geschätzte, aber seltene Zugabe.

Wie Brei und Fladen schmecken, hat der Militärhistoriker und Experimental-Archäologe Dr.Marcus Junkelmann 1985 an sich selber getestet, als er 1985 anläßlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg mit einigen „Leidensgefährten“ in original römischer Uniform per pedes vom oberitalienischen Verona an den Lech marschierte. Bei dieser dreiwöchigen Strapaze war auch die Verpflegung „original römisch,“ soll heißen vegetarisch.

Diese weltweit beachtete Tour nahm Dr.Junkelmann später zum Anlaß, ein Buch über die Ernährung des römischen Soldaten zu schreiben. Und dieses Werk mit dem bezeichnenden Titel „Panis militaris“ („Kommißbrot“) gefiel der Jury des Landschaftsverbandes Rheinland derart gut, daß sie dem Autor den „Ceram-Preis“ für das beste archäologische Sachbuch zuerkannte. Gestern abend wurde Dr. Marcus Junkelmann im Rheinischen Landesmuseum der Preis überreicht, verbunden mit einer Summe von 10.000 Mark, die vom Bonner Buchhändler Thomas Grundmann gestiftet wurde. Der Preis ist übrigens nach Kurt W. Marek benannt, der unter seinem Pseudonym C.W. Ceram 1949 den Millionen-Hit „Götter, Gräber und Gelehrte“ verfaßt hat.

Dr.Junkelmann hält sich in seinem Buch keineswegs nur bei römischen Rezepten auf, sondern erläutert anschaulich den ganzen Alltag eines römischen Legionärs im „Feindesland“. Seit der Militärreform des Gaius Marius (2./1. Jahrhundert v.Chr.) war der römische Soldat kein Milizionär mehr, sondern reiner Berufssoldat. Die Verpflegung wurde dem Legionär vom üblicherweise guten Sold abgezogen. In seinem Marschgepäck befanden sich alle Zutaten für mindestens drei Tage. Acht Soldaten („contubernium“, kleinste militärische Einheit) teilten sich eine Getreidemühle aus Basaltstein, auf der abends Dinkel, Weizen, Roggen oder dergleichen gemahlen wurde. Diese mühselige Aufgabe übernahm ein Sklave, der normalerweise einem contubernium zugeteilt war. Für eine centuria (rund 80 Mann) stand in den festen Garnisonslagern (nicht auf dem Marsch) dann ein Steinofen zu Verfügung, in dem das Fladenbrot gebacken wurde und der einem heutigen Pizza-Ofen sehr ähnelte.

Übrigens: Bei vielen Gerichten war die Knoblauchzehe eine unverzichtbare Zutat. Dazu lesen wir in dem anonym verfaßten Gedicht „Moretum“: „Oft trifft beizender Hauch des Mannes weit offene Nase, und mit gerümpften Gesicht verwünscht er selber sein Frühstück.“ Ob der Duft auch Gallier und Germanen in die Flucht schlug, ist uns von CaesarCo. leider nicht überliefert worden…

* Marcus Junkelmann: „Panis militaris“; Verlag Philipp von Zabern, 254 Seiten, teilweise mit farbigen Abbildungen; Verkaufspreis 68 Mark.

http://www.rundschau-online.de/kr/text/bonn/01.html

zurück zum Anfang


Was sagt die Soziologie zur Tierrechtsbewegung?

Der Schweizer Soziologe Erich Plattner hat eine sehr umfassende Darstellung und Beweggründe der Tierrechtsbewegung ins Internet gestellt.

Er kommt zum Schluß:

…Zukünftige Verbesserungen der Situation der Nutztiere werden im wesentlichen von einem verändertem Kaufverhalten der Konsumenten und von allfälligen strengen Gesetzesvorlagen zusammenhängen. Dabei spielt die Tierrechtsbewegung eine entscheidende Rolle, indem sie diese Problematik in die Politik und in die Öffentlichkeit einfliessen lässt. Wenn sie dabei marktwirtschaftlich rentierende Alternativen zur florierenden Fleischindustrie aufzeigen kann, würde sich die Situation der Tiere erheblich verbessern und die Anzahl der Mastbetriebe würde sich verringern. Auch im Bereich der Tierexperimente müssten alternative Forschungsmethoden perfektioniert und von der Wissenschaft anerkannt werden. Auch die erfolgreiche Bewältigung aktueller Themen, wie beispielsweise die Gentechnologie, könnten ausschlaggebend sein, ob sich die Glaubwürdigkeit der Tierrechtsbewegung weiter verfestigen kann. Im Hinblick auf die weltweit grossen Gebiete, die am Anfang einer raschen Industrialisierung stehen, die einen massgebenden Einfluss auf den Fleischkonsum und damit auf die rentierende Fleischindustrie hat (vgl. Durning; Brough, 1992), wird die Tierrechtsbewegung ihre anwaltschaftliche Rolle noch lange nicht ablegen können.

Hier der „original“ Text

From: „Karl H.“ <karl@TIERBEFREIER.DE> 2.1.98 via TSR

zurück zum Anfang


Paßt der Weihnachtsbraten zum Geburtstag eines Vegetariers?

Jesus, die Essener und 2000 ertrunkene Schweine

Von Ingoff Bossenz

Für die meisten Deutschen ist Weihnachten ohne den traditionellen Braten undenkbar. Wenn zum Fest des Friedens die Leichen unserer »Mitgeschöpfe«, wie sie im deutschen Tierschutzgesetz bezeichnet werden, in der Pfanne schmurgeln, stellt sich allerdings die Frage, ob dieses nicht in eklatantem Widerspruch zu jener Person steht, auf deren Geburt das alljährliche Speisespektakel unterm Tannenbaum zurückgeht: Jesus Christus. Der soll nämlich mitnichten derlei gutgeheißen und sich selbst fleischlos ernährt haben.

»Jesus war Vegetarier!« – diese Überzeugung verkündet in einem Flugblatt die internationale Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of AnimaIs). PETA beruft sich darin auf »viele Bibelkundige«, die glauben, Jesus sei ein Essener gewesen, also ein Mitglied jenes geheimnisumwitterten jüdischen Ordens im alten Palästina, der insbesondere nach der Entdeckung der Schriften von Qumran am Toten Meer ab 1947 zu vielerlei Spekulationen und Theorien über das frühe Christentum und speziell die Rolle Jesu Anlaß gab. Diese Essener sollen, wie es in dem PETA-Flugblatt heißt, vegetarisch gelebt und Tieropfer abgelehnt haben. Der von ihnen erzogene Jesus habe die Essener Lehre an seine Jünger weitergegeben.

Diesen Standpunkt vertrat auch der Niederländer Jan van Rijkenborgh (1896-1968), Begründer der esoterischen Geistesschule »Lectorium Rosicrucianum«. In seiner »Elementaren Philosophie des modernen Rosenkreuzes« heißt es: »Die Essener, aus deren Mitte Jesus kam, waren überzeugte Vegetarier; denn sie kannten die Seele der Dinge, die Einheit allen Lebens.« Interessant ist Rijkenborghs Begründung, warum »in der Bibel kaum oder nur sehr verhüllt über Vegetarismus gesprochen« wird. Denn fleischlose Kost ist nach Ansicht des Rosenkreuzers die Nahrung, »die sich den Wiedergeburtsprozessen nicht widersetzt«. Und an der Reinkarnationslehre hatte die Kirche während der letzten anderthalbtausend Jahre tatsächlich wenig Interesse, obwohl diese über mehrere Jahrhunderte hinweg durchaus Bestandteil des Christentums war. Auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 soll sie schließlich verworfen und die Überarbeitung der entsprechenden Glaubenstexte verfügt worden sein. Ob dieser Zensur auch alle Empfehlungen für eine vegetarische Lebensweise zum Opfer fielen, kann man freilich nur spekulieren.

Entschiedenster Verfechter eines vegetarisch lebenden Jesus war zweifellos Carl Anders Skriver (1903-1983). Der in Hamburg geborene Theologe ernährte sich seit seinem 17. Lebensjahr aus ethischen Gründen vegetarisch, mit 45 Jahren ausschließlich vegan, also unter Verzicht auf jegliche tierische Substanz. Während der Naziherrschaft als Mitglied der Bekennenden Kirche verfolgt und zeitweise inhaftiert, wandte Skriver sich später gegen die Remilitarisierung Deutschlands und unterstützte die Ostermarschbewegung. In seinem Hauptwerk »Die Regel der Nazoräer im zwanzigsten Jahrhundert« schreibt er, »daß die Urgemeinde vegetarisch und alkoholabstinent gelebt und das Abendmahl ohne Fleisch, Fisch und Wein, mit Brot und Wasser zu sich genommen hat«. Wenn das Neue Testament über die Ernährungsgewohnheiten des Gottessohnes nur sehr spärlich Auskunft gibt und diesen auch als Fleisch- und Fischesser darstellt, liegt das für Skriver am »oberflächlichen Verständnis der Bibel« und an offensichtlichen Verfälschungen. So erklärt er, »daß die Chronologie der Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas – d. A.) in der unfehlbaren Bibel falsch und die des Johannes richtig ist, daß das letzte Mahl Jesu am Gründonnerstag kein Passahmahl gewesen sein kann, weil die Passahlämmer erst am Karfreitag nachmittag geschlachtet wurden«. Laut Johannes sei das Abschiedsmahl ein einfaches »Abendessen« (Joh. 13,2) gewesen. Der Fleischesser Luther sei zudem dem Zeitgeist aufgesessen und habe bei der Übersetzung »des mystisch auszudeutenden Pas-cha« den verfälschenden Begriff »Osterlamm« gewählt.

»Wir wissen«, schreibt Skriver, »daß Brot der Proviant des Herrn und seiner Jünger war.« Die von ihm angeführten Stellen bei Matthäus und Markus belegen zwar wortgleich, daß Jesus und Jünger bei der Fahrt über den See Genezareth vergessen hatten, »Brot mit sich zu nehmen«. Damit in einer fischreichen Gegend a priori alle anderen Ernährungsmöglichkeiten auszuschließen, erscheint denn aber doch etwas gewagt. Vor allem sind es zwei Stellen bei Matthäus, die Skriver als Beleg anführt, Jesus habe den Verzehr von Tieren abgelehnt. So wirft dieser den »Schriftgelehrten und Pharisäern« vor, daß deren Becher und Schüsseln »voll Raub und Gier« seien. Zudem glichen sie den »übertünchten Gräbern, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine«. Daß »Raub und Gier« und »Totengebeine« eine Umschreibung der Tötung und des Verzehrs von Tieren sein soll, ist zweifellos eine originelle Lesart. Zumal der vegane Theologe zur Bekräftigung auf 1. Mose 1,29 verweist: »Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise:« In der Tat ist in der vorangehenden Passage, wo Mose die Herrschaft des Menschen über die Tiere schildert, von Nahrungszwecken nicht ausdrücklich die Rede.

Doch wie ist dann die bei Markus beschriebene »Heilung des Besessenen von Gerasa« zu werten? Dabei läßt Jesus die Dämonen in eine Schweineherde fahren, die daraufhin in den See stürzt. »Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken«, berichtet der Evangelist über die besonders für einen Vegetarier nicht gerade tierfreundliche Tat.

Folgt man Skriver, gibt es im ganzen Neuen Testament nur eine einzige Stelle, nach der Jesus Fisch gegessen haben soll, und zwar erst als Auferstandener. Bei Lukas erscheint Jesus den Jüngern und bittet sie um etwas Nahrung. Offeriert werden ihm »ein Stück von gebratenem Fisch (und Honigseim)«. Aus dem Satz »Und er nahm’s und aß vor ihnen« schlußfolgert Skriver, Lukas lasse »es wohlweislich offen, was von beidem der Herr genommen hat«.

So spärlich die möglicherweise verfälschten Bibelhinweise sind, so brüchig ist inzwischen der Sockel, der das Standbild von »Jesus, dem Essener« trägt. Nach gründlicher Auswertung der Qumranrollen und Bewertung der zeitgenössischen Umstände muß wohl davon ausgegangen werden, daß Jesus »keinerlei persönliche Kontakte zu den Essenern« hatte, wie der Göttinger Orientalist und Bibelwissenschaftler Hartmut Stegemann schreibt. Das Hauptwirkungsfeld von Jesus war Galiläa, wo es, so Stegemann, »gar keine Essener gab«. Schließlich zeige die gesamte Wirksamkeit Jesu, wie sie aus den Evangelien hervorgeht, keinen direkten Einfluß der Essener, statt dessen vieles, was ihren Grundorientierungen widersprach.

Und auch die Theorie vom »strengen Vegetarismus« der Essener ist zumindest nicht belegbar, wie Professor Walter Schmithais von der Kirchlichen Hochschule Berlin meint. Zwar sei die Ablehnung von Tieropfern dokumentiert, aber weder essenische Dokumente noch Berichte Außenstehender, wie etwa Philon von Alexandria oder Flavius Josephus, gäben Aufschluß über die Ernährungsgewohnheiten dieser Bewohner Palästinas. Andererseits standen die Qumran-Essener der, wie es heute heißt, Tiernutzung offenbar durchaus aufgeschlossen gegenüber. Die – vorwiegend aus Leder gefertigten – Schriftrollen gaben, wie Schmithais sagt, auch Aufschluß darüber, daß große Schaf- und Ziegenherden dort eigens zu dem Zweck gehalten wurden, um aus ihren Häuten Rohmaterial für Schriftstücke herzustellen. Sozusagen eine antike Fabrik für Lederakten. Was mit den getöteten Tieren geschah, ist nicht überliefert.

Die vegetarische Ernährung hat anerkanntermaßen viele gesundheitsfördernde Vorzüge. Sie ist zudem ökologisch und vom Standpunkt der Nahrungsmittelproduktion eine klare Alternative zur gegenwärtigen Fleischerzeugung per Massentierhaltung. Und sie ist die konsequenteste Form des Widerstandes gegen Tierquälerei und -ausbeutung. Gleich, ob Jesus nun Vegetarier war oder nicht.

Bleibt die Frage nach der Ethik des »christlichen Abendlandes«, wo bei einem Fest, das die Geburt eines neuen Lebens zum Inhalt hat, Millionen Leben vernichtet werden.

Quelle: Neues Deutschland Mittwoch, 24. Dezember 1997

Weiter…

Christentum und Vegetarier


betr.: „… dass ich das Essen vom Fleisch der Tiere abschaffe“, taz.mag Weihnachten 99

Der Artikel von Ingolf Bossenz lässt es mir notwendig erscheinen, auf eine wesentlich fundiertere Argumentationsweise diesbezüglich hinzuweisen: Gleich am Anfang der Bibel und am Anfang der Welt, nach der Schöpfungsgeschichte und noch vor dem Sündenfall (!) sagt Gott den Menschen, was er ihnen zur Nahrung gibt: „Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.“ (Genesis 1,29). […] Bezeichnenderweise erscheinen die ersten biblischen Berichte von Fleisch fressenden Menschen erst nach dem Sündenfall.

[…] In den zehn Geboten heißt es klar und deutlich: „Du sollst nicht töten“ (Exodus 20, 13; Deuteronomium 5, 17) – es ist ganz eindeutig keine Einschränkung auf Menschen darin enthalten, wenngleich das Gebot heute immer noch irrtümlicherweise in der Regel so verstanden und gelehrt wird. […]

Im biblischen Buch Daniel ist sehr schön bezeugt, dass Daniel und seine Freunde gerade durch die Ablehnung der königlichen Speisen und durch ihr bewusstes vegetarisches Leben besser und wohlgenährter aussahen und von Gott besondere Gnaden und Fähigkeiten erlangten: „Und Gott verlieh diesen vier jungen Leuten Wissen und Verständnis in jeder Art von Schrifttum und Weisheit; Daniel verstand sich auch auf Visionen und Träume aller Art.“ (Daniel 1,17). Das Buch ist sicher sehr lesenswert. Edgar Münch, Buchen

taz Nr. 6036 vom 8.1.2000 Seite 22 LeserInnenbriefe 26 Zeilen
LeserInnenbrief

zurück zum Anfang


Pudding-Variante zum Schutz der Tiere

Vegetarier ist nicht gleich Vegetarier – Sie werden, je nach Art des Verzichts, in mehrere Gruppen eingeteilt – Versuch einer Definition:

Was ist/ißt ein Vegetarier überhaupt? Ein Vegetarier ist nach den Grundsätzen der Internationalen Vegetarier-Union (IUV) jeder, der keine Nahrungsmittel zu sich nimmt, die von getöteten Tieren stammen. Das schließt Fische, Weich- und Schalentiere, wie zum Beispiel Krabben und Muscheln, genauso ein wie tierische Fette, beispielsweise Speck und Schmalz. Die Vegetarier lassen sich wiederum nach der Reichweite ihres Verzichts auf Tierisches unterscheiden: Der Veganer nimmt überhaupt nichts zu sich, was von Tieren stammt; er verzichtet somit auf Fleisch, Fisch, Milch und Eier. Teilweise ißt er auch keinen Honig und benutzt keinerlei Lederprodukte und Seide. Der Veganer ist in seiner Haltung der konsequenteste Vegetarier. Der Ovo-Lacto-Vegetarier nimmt keine Produkte des getöteten Tieres zu sich, ißt also kein Fleisch und keinen Fisch, doch Milch, Sahne, Quark, Käse, Eier und Honig stehen auf seinem Speiseplan. Der Lacto-Vegetarier ißt zwar kein Fleisch, keinen Fisch und keine Eier, dafür aber Milchprodukte. Um durch den Verzicht auf tierische Produkte nicht an Mangelerscheinungen zu leiden, gleichen die genannten Vegetarier durch den Genuß von möglichst rohem Obst und Gemüse, beziehungsweise dem vollen Korn (Vollkornernährung) ihren Mangel aus, sie meiden zudem Industriezucker und Auszugsmehl. Inoffiziell existiert daneben noch der Pudding-Vegetarier, der sich in erster Linie wegen des Tierschutzaspektes, nicht wegen gesundheitlicher Ansichten für ein Vegetarier-Dasein entscheidet. Er ißt Industriezucker, Auszugsmehl, kümmert sich nicht um eine ausgewogene Ernährung und kann deshalb unter Mangelerscheinungen leiden.

http://www.sz-newsline.de/wnd/wnd20.htm

zurück zum Anfang


Baumwollartiges Essen

In Flottbek befindet sich Hamburgs einzige Tofu-Manufaktur. Hier werden jede Woche zwei Tonnen des Sojaprodukts hergestellt

Von Volker Stahl

„In Japan gibt es Tofureien an jeder Straßenecke – wie hier Bäckereien“, schwärmt Christian Nagel. Sieben verschiedene Sorten des Sojaproduktes verkaufen die Läden dort, vom seiden- bis zum baumwollartigen Tofu ist alles dabei. Ganz so viel haben Nagel und seine Frau Andrea zwar nicht zu bieten, dennoch sind sie ohne Konkurrenz: Seit 1984 betreibt das Ehepaar Hamburgs einzige Tofu-Manufaktur.

Der acht-Leute-Betrieb an der Osdorfer Landstraße in Flottbek ist in einer ehemaligen Backstube beheimatet. Und die platzt mittlerweile aus allen Nähten. „Wir haben so wenig Platz, daß wir die frisch produzierte Ware sofort verpacken müssen“, klagt Nagel. Auf knapp 200 Quadratmetern stellt der 42jährige mehr als zwei Tonnen Tofu pro Woche her. Damit beliefert er 600 Naturkostläden in Norddeutschland, Berlin und Bielefeld. Der Umsatz des Betriebs beträgt 1,2 Millionen pro Jahr, Tendenz steigend.

Kennengelernt hat der gelernte Fernmelde-Elektroniker die Sojabohne nicht etwa in Shanghai oder Kioto, sondern als Aussteiger in Dänemark. Dort wohnte er vor anderthalb Jahrzehnten in einer Landkommune bei Freunden, die sich makrobiotisch ernährten.

Zurück in Deutschland war Nagel auf der Suche nach einem Broterwerb, der ihm mehr Spaß machen würde als sein Lehrberuf. Als sich 1984 die Chance bot, die gerade im Aufbau befindliche Tofu-Manufaktur von einem Dauer-Aussteiger zu übernehmen, griff er zu. „Unser Vorgänger wollte sich dem Zen-Buddhismus widmen und nur noch meditieren“, erinnert sich Andrea Nagel. Sie ist gelernte Krankenschwester, arbeitet aber mittlerweile auch in der Manufaktur.

Die Herstellung von Tofu ist nicht besonders aufwendig. Schon der Name verrät das Grundrezept: „To“bedeutet im chinesichen „Bohne“und „fu“wird mit „gerinnen“übersetzt. „Über Nacht weichenwir die Sojabohnen in Wasser ein und mahlen sie anschließend“, erklärt Christian Nagel. Daraus entsteht ein Brei, der erst gekocht und dann durch Pressen von den Schalen befreit wird. Die „Okara“genannten übrigbleibenden Faserstoffe und Schalenreste werden meist zu Tierfutter weiterverarbeitet.

Ähnlich wie bei der Käseherstellung wird die heiße Sojamilch durch Beigabe von Nigari zum Gerinnen gebracht, einem Zusatzstoff aus natürlichem Meersalz. Heraus kommt ausgeflocktes Eiweiß – bereits das als Tofu bezeichnete Endprodukt. Geräuchert, gewürzt oder naturbelassen kommt es in die Läden.

In den USA und in Asien ist das Soja-Produkt schon lange bekannt; die Chinesen essen die „große Bohne“angeblich schon seit 2838 vor Christus. Seit Ende der 70er Jahre kommt Tofu auch in Deutschland auf den Tisch. Mittlerweile gibt es in der Bundesrepublik zehn Firmen, die den „Sojaquark“herstellen. Die Hamburger Manufaktur bietet Madagaskar-, Oriental- oder Kräuter-Tofu an; außerdem gibt’s Frühlingsrollen, Grünkern-Bratlinge und „Tofu-Knacker“genannte Würstchen.

Solche und ähnliche Produkte schmeckten in den ersten Jahren deutscher Tofuproduktion eher mäßig. Heute jedoch steigen selbst Nicht-Vegetarier ab und an auf den Fleischersatz um. Der Fleischkonsum der Bundesbürger sank zwischen 1990 und 1997 von rund 66 auf 60 Kilo pro Kopf, sicher auch aus Angst vor BSE oder der Schweinepest.